Ich liebe es, gute Tipps zu kriegen. Und wer nimmt, muss auch geben. Deshalb kommt mein Format „gute Orte“, das ich auf Instagram gestartet habe, nun auch hier – mit Tipps, die ich entlang meiner kleinen und großen Reisen aufschnappe und durchlebe. Heute aktuell von der Frühlingsreise von München Richtung Korsika. Und bereits die bewusst gestreckte Anreise über Kärnten und Italien hielt einige gute Orte parat. Hier kommen sie!


Gasthof Grünwald, Dellach
Dellach ist im April ein verschlafenes Dörfchen, in dem man sich unter der Woche zur Mittagszeit schwertut, etwas Essbares aufzutreiben, sofern man nicht selbst kochen möchte. Wir haben diese Ruhe genossen, weil wir in unserem kleinen Apartment quasi alles hatten, was es zum sehr guten Überleben, Arbeiten und Entspannen braucht. Ingeborg Daberer und ihre Schwester haben das alte Pfarrhaus im kleinen Weiler St. Daniel sehr liebevoll ausgebaut, mit zwei modernen Apartments, die noch nach frischem Holz duften. Dazu gehört auch ein Mini-Spa mit Ruheraum und Sauna mit großen Türen, die direkt hinaus zur Wiese mit Apfelbaum führen. So lässt es sich herrlich kreiseln zwischen Natur, Apartment und Sauna. Für unsere kleine Workation quasi der ideale Ort, aber auch für eine entspannte Auszeit mit Wellnessfaktor sehr empfehlenswert. Das Frühstück ist klein, aber gespickt mit hausgemachten Produkten vom Brot über die eigene Butter (Sohn Valentin hat eine eigene Käserei) über Marmeladen und hausgemachtes Granola. Hier wird Slow Food gelebt!
Zu den Apartments im alten Pfarrhaus
Biohotel Der Daberer, Dellach
Katharina Seiser höchstselbst empfahl uns das Biohotel oben am Hang, keine zwei Minuten zu Fuß vom Gasthof Grünwald, für ein Abendessen. Vor Ort dann die Erkenntnis: Der Daberer lohnt für weit mehr als ein Essen. Herzlichstes Gastgebertum von Marianne und Burgi, wirklich gutes Essen (der Karpfenleberkas!), das erste Loncium alkoholfrei (Entdeckung!) und eine Grünanlage, die mit dem Wald verschmilzt. Ein Naturteich zum Eisbaden, umsäumt von riesigen Fichten, ein Spa mit Blick in die Berge, es schmeichelt dem Auge allenthalben und deshalb bin ich mir sehr sicher: Wir werden uns wiedersehen, dann auch mit Zimmer.
Edelgreissler Herwig Ertl, Kötschach
Eine Greisslerei ist in Österreich sowas wie ein Feinkostladen. Setzt man dem Ganzen noch ein „Edel“ vorweg, weckt man damit Erwartungen. Wer Herwig Ertl einmal in seinem Element erlebt hat, wird womöglich kurz erschrecken, dann lachen und dann feststellen: Der Mann nimmt sein Handwerk verdammt ernst. Ganz konkret besteht sein Alltag darin, die besten Produkte der erweiterten Region zu kuratieren und in seinem Laden „dem köstlichsten Eck Kärntens“ auszustellen. Wobei das weit mehr ist als eine Ausstellung: Herwig tanzt seinen Gästen jedes einzelne Produkt vor, natürlich nur verbal (wobei, wer weiß.). Das geht so weit, dass in seinem Laden mittlerweile dafür bezahlt wird, dass sich der Chef eine Stunde Zeit nimmt, um mit seinen Kunden einzukaufen. Das ist smart und funktioniert, weil Herwig Ertl selbst genauso spannend ist wie seine Produkte. Einfach reingehen und wirken lassen. Von Branzino aus Piran über Gailtaler Landmais, sonnengeküsste Tomaten, Säfte aus der Steiermark bis hin zu den feinsten Käsen aus Kärnten und Italien. Ein purer Genussort.
Zwischen Österreich und Korsika
Gelateria Portogallo, Padua
Große Schlangen vor Eisdielen können unterschiedliche Ursachen haben. Sehr hohe Temperaturen, sehr wenig Konkurrenz oder – im Idealfall – außergewöhnlich gutes Eis. Bei 14 Grad in Padua konnten wir die ersten beiden Gründe sofort ausschließen und landeten damit einen Volltreffer. Der meist aussagekräftige Referenztest am Pistazieneis war ebenso ein Griff ins Glück. Eine schlammgrüne Eismasse (bitte nur so!) an der Schmelzgrenze temperiert, zur absoluten Cremigkeit gerührt und mit einem tiefen Umami und der richtigen Dosis Salz. Fior di Panna und Brombeer verblassten ob der schieren geschmacklichen Übermacht zur Nebensache. Allein dafür würde ich nochmal reinfahren in diese süße Stadt, die auch sonst sehr viel Flanierpotenzial liefert, mit einem pittoresken Markt im Stadtkern.
Trattoria Amerigo, Savigno
Der Tipp kam aus einer Richtung, die keine Zweifel zuließ und verstärkte sich mit weiteren Indizien, sodass wir spontan den Umweg ins Hinterland von Bologna anberaumten. Die Trattoria d’Amerigo trägt einen Michelin-Stern, worauf rein formell wirklich gar nichts hindeutet. Ein hochgradig rustikales Restaurant, mit gefalteten Papier-Flyern als Speisekarten, den Jacken über der Stuhllehne und Weinen zwischen 20 und 65 Euro die Flasche. Und dann beginnt man langsam zu begreifen, was diesem Ort innewohnt. 90 Jahre Familientradition. Gerichte, die seit mehreren Generationen auf der Karte stehen. Nur die besten Produkte aus der Region. Es geht um den einfachen Genuss, der komplett ohne durchdesignten Überbau auskommen möchte. Ein Ort fürs Volk, mit Preisen fürs Volk. So dass man sich fast schon schäbig vorkommt, als Tourist in diesen unberührten Ort einzudringen. Aber sie machen es einem leicht. Wir aßen Tortellini al Brodo, Pasta mit Morcheln, Hühnchenleber-Paté, Hase in Balsamico und Gnocchi mit Frühlingstrüffel. Zum Nachtisch eine Kelle voll aufgeschlagener Mascarpone aus der Nachbarschaft mit Eigelbcreme und Milcheis mit Balsamico. Den Rest überlasse ich eurer Fantasie. Es war wunderschön!
Caseificio Rosola, Verucchia
Bonus-Tipp: Wer den Weg nach Savigno sich nimmt, kann/sollte das mit einem weiteren kulinarischen Highlight verbinden: Ein Besuch in der Parmesan-Manufaktur Caseificio Rosola, von wo der laut Massimo Bottura beste Parmigiano Reggiano stammt. Dort gibt’s Parmesan aus der fettreichen Milch der Rasse „Modenese Bianco“ mit einer Reifezeit von 50 Monaten. Ich wüsste nicht, wo’s sowas in München gibt. Wir konnten dort sogar eine kleine Tour machen, die uns bis in den Reifekeller führte. Ein Moment fürs Regal der bleibenden Erinnerungen. Die Option auf eine Führung sollte man aber vorher telefonisch klären.